Manchmal ist es Zeit für etwas anderes als Egli und Hechte im Neuenburgersee oder Welse in der Aare. Deshalb führte die Reise diesmal ans Rote Meer, nach Marsa Shagra. Kein Hotel, wie man es kennt, sondern eine ECO-Lodge. Übernachtet wird entweder im Zelt oder in kleinen Bungalows. Wer sich für das Zelt entscheidet, hat mit etwas Glück am Morgen direkt den Strand und den Sonnenaufgang vor der Nase, muss dafür ohne Klimaanlage und mit Gemeinschaftsduschen - und WC-Anlagen auskommen. Ein Erlebnis ist auf jeden Fall garantiert!
Marsa Shagra Village (https://www.marsa-shagra.com/Villages) befindet sich 250km südlich vom Flughafen Hurghada, 40km südlich vom Flughafen Marsa Alam und 22km nördlich von der Stadt Marsa Alam. Ich habe mich für die Anreise über Hurghada entschieden, den dreistündigen Transfer konnte ich über das Village organisieren. Ich geniesse die Fahrt dem Roten Meer entlang jeweils, auch wenn die neue Strasse leider nicht mehr durch die Stadtzentren von Safage und El Quesir führt. Im Village angekommen, bezog ich mein Bungalow - mit fast 50zig habe ich lieber was mit Klima und Dusche im Zimmer :-) Danach folgte der obligatorische administrative Ablauf in der Tauchbasis, welcher erfreulich zügig über die Bühne ging.
Die Anlage
Marsa Shagra verfügt über ein Hausriff, welches gemäss der Werbung auf der Webseite eines der schönsten im Roten Meer sein soll. Auf der Basis erklärt man mir, dass man verschiedene Packages buchen kann. Unlimitiertes Hausrifftauchen von 06.00 - 20.00 Uhr kostet für fünf Tage 260 Euro, was ein sehr fairer Preis ist. Für einen einzelnen Tauchgang am Hausriff sind 29 Euro fällig, ein Tag unlimitiertes Tauchen kostet 52 Euro. Inklusive sind 12 Liter-Flaschen und Blei. Wer eine grössere Flasche oder Nitrox möchte, bezahlt einen Aufpreis. Der erste Tauchgang am Hausriff ist mit Guide. Wer will, kann auch beim zweiten noch einen Guide beanspruchen, vorgeschrieben ist es jedoch nicht mehr. Mein Briefing und der erste Tauchgang waren für den Folgetag auf 09.00 Uhr angesetzt. So blieb genug Zeit, die Anlage anzuschauen und auch noch das erste Stella-Bier zu geniessen.
Das Village hat man recht schnell gesehen. Es besteht in erster Linie aus dem Dive-Center, dem Café und dem Dive-Shade, welche unmittelbar nebeneinander direkt am Strand liegen. Auf dem Hügel befindet sich das Restaurant, wo die Mahlzeiten serviert werden. Im Preis inklusive sind Frühstück, Mittag- und Abendessen. Vorneweg, am Essen gab es absolut nichts auszusetzen, das Buffet ist zwar nicht gross, aber sehr lecker. Von der Terrasse des Restaurants aus sieht man über das ganze Village und das Hausriff. Am ersten Tag erhält man eine Mineralwasserflasche, welche an einer der unzähligen Trinkwasserstationen im Village gratis nachgefüllt werden kann. Das Ziel ist, so den Plastikmüll auf ein Minimum zu reduzieren. Kaffee, Tee und Softdrinks sind ebenfalls im Preis inbegriffen. Wer Light-Getränke möchte, muss diese bezahlen, mit 1 Euro pro Dose Coke Zero führt aber auch das nicht auf direktem Weg in die Armut. Deko-Bier und sonstige alkoholische Getränke müssen natürlich bezahlt werden.
Ansonste gibt es in Marsa Shagra nicht viel zu sehen. Es hat einige Strandkörbe mit Liegestühlen und Sitzsäcken, ein Beachvolleyball-Netz, eine Massagehütte und einen Basketballkorb. Für die ganz Kleinen wäre noch ein Spielplatz vorhanden. Einen Pool oder einen Animationsbereich sucht man vergebens, das Village ist definitiv auf Taucher ausgelegt. Es besteht die Möglichkeit, Ausflüge nach Marsa Alam oder Port Galib zu buchen. Auch Quadfahren und Sterne beobachten wäre möglich. Ich habe aber nie jemanden gesehen, der davon Gebrauch gemacht hätte. Die meisten Gäste verbringen tatsächlich den grössten Teil des Tages unter Wasser.
Die Anlage ist überall sehr sauber und ordentlich, das Personal sehr freundlich und zuvorkommend. Versteckt hinter den Zelten findet man eine Beduinenbar, die neben Tee auch Wasserpfeifen serviert. Sehr gemütlich um den Abend ausklinge zu lassen!
Pünktlich um 09.00 Uhr finde ich mich im Dive-Center ein, wo ich vom Guide in Empfang genommen und herumgeführt werde. Marsa Shagra verfügt über ein Hausriff, welches entweder in Richtung Norden oder Süden betaucht werden kann. Dazwischen befindet sich der Sandstrand, wo man ins Wasser oder ins Zodiac steigt. Grundsätzlich werden am Hausriff drei verschiedene Tauchprofile angeboten. Strand/Strand, Zodiac/Strand oder Zodiac/Zodiac. Die Zodiacfahrten am Hausriff sind im Preis inbegriffen. Wer genug vom Hausriff hat, kann natürlich auch verschiedene weitere Ausfahrten buchen. Aufgeteilt sind die Ausfahrten in drei Zonen. Riffe in der Zone A werden mit dem Auto angefahren, die Zone B erreicht man mit dem Zodiac und Zone C mit dem Tagesboot. Zone A wäre zum Beispiel die Seegraswiese in Abu Dabab, wo sich die grossen Schildkröten aufhalten. Auch Elphinstone könnte von der Basis aus angefahren werden, war aber leider wegen einem Tigerhai und einem Tauchunfall gesperrt. Mit dem Tagesboot wäre auch ein Ausflug ans Dolphine-House möglich. Die Ausfahrten müssen natürlich zusätzlich bezahlt werden, je nach Region variert der Preis. Zone A ist in der Regel 15-20 Euro.
Mein erster Tauchgang führt mich nach dem Briefing ans Südriff. Das Riff ist tatsächlich sehr schön. Unmittelbar nach dem Einstieg ist eine Anemone mit drei Clownfischen, wenigen Minuten später treffen wir auf die erste Schildkröte. Blaupunktrochen wohin das Auge blickt und auch sonst ist der Fischbestand gut. Das Riff geht gemächlich runter, die Maximaltiefe am Südriff liegt irgendwo bei 25m.
Der zweite Tauchgang geht mit dem Zodiac ans Nordriff. Dort erreicht man etwas schneller Tiefen von 30m+, wobei die schönsten Korallen und Fische weiter oben zu finden sind. Am Nordriff ist der Korallenbestand sehr schön, es hat unzählige grosse Blöcke, wo es vor Fahnenbarschen nur so wimmelt.
Ich möchte mich nicht festlegen, welches der Riffe schöner ist. Am Südriff hatten wir Blaupunktrochen ohne Ende und ein paar Mal Schildkröten. Am Nordriff war aus meiner Sicht der Korallenbestand etwas üppiger. Aber das mag jeder anders sehen.
Fazit
Marsa Shagra ist für Taucher definitiv eine Reise wert. Die Atmosphäre in der Eco-Lodge ist sehr umgänglich und ungezwungen. Da es praktisch nur Taucher vor Ort hat, kommt man schnell mit anderen ins Gespräch und lernt viele Gleichgesinnte aus anderen Ländern kennen. Wer ohne Buddy anreist, findet im Dive-Shade in der Regel auch immer jemanden, den er begleiten kann. Und wer als Solo-Taucher brevetiert ist, hätte auch die Möglichkeit, eine Stage-Flasche zu mieten und alleine loszuziehen.
Das Hausriff reicht mit den verschiedenen Möglichkeiten eigentlich schon, um eine Woche gemütliches Tauchen zu erleben. Langweilig wurde es nie, es gab auch nach fünf Tagen immer noch Neues zu entdecken.
Einmal tauchten um 08.00 Uhr sogar Delfine am Hausriff auf. Ich habe sie über den Rand meiner Kaffeetasse hinweg beobachtet, da ich nach einem Early-Morning-Dive bereits beim Frühstück auf der Terrasse sass. Man kann nicht immer Glück haben. Zwei Schwarzspitzenriffhaie konnte ich auch beobachten. Vom Liegestuhl aus. Sie kreisten im 50cm tiefen Wasser, direkt vor dem Strand. Zugegeben, ich habe schon grössere Hechte im Neuenburgersee gesehen, aber nett war es trotzdem.
Ich würde Marsa Shagra jederzeit weiterempfehlen. Ich könnte mich an keinen Punkt erinnern, der mir in dieser Woche negativ aufgefallen ist. Wenn mich das nächste Mal die Abenteuerlust ganz fest packt, buche ich vielleicht sogar mal ein Zelt statt einen Bungalow...:-)