Das Mövenpick-Resort in El Quseir ist unter Tauchern schon seit Jahren für sein schönes Hausriff bekannt. Ob sich eine Reise in die El Quadim -Bucht auch im Jahr 2019 noch lohnt?
Da Edelweisspiloten anscheinend Frühaufsteher sind und um 06.15 Uhr in Richtung Ägypten abheben wollen, beginnen für uns die Ferien um 03.00 Uhr Morgens. Dafür hat man die Autobahn in Richtung Zürich für sich alleine, was durchaus Seltenheitswert hat. Nach etwas mehr als vier Stunden landen wir pünktlich um 10.30 Uhr in Marsa Alam. Nach dem üblichen ägyptischen Einreiseprozedere - Visa kaufen und 10x den Pass kontrollieren lassen - geht es mit dem Minibus in Richtung El Quseir. Gute 70 Minuten später - unser Chauffeur kannte vermutlich jedes Schlagloch und hat auch jedes erwischt - stehen wir an der Rezeption des Mövenpick Resorts. Die Hotelanlage besteht aus vielen, meist einstöckigen Gebäuden im nubischen Stil, welche sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen. Auch wenn die Anlage voll ist, was bei 250 Zimmern etwa 500 Gästen entsprechen dürfte - hat man nie das Gefühl, in einer grossen, überfüllten Hotelanlage zu sein.
Die Tauchbasis der Extra-Divers befindet sich am Ende des Privatstrandes in einem eigenen Gebäude. Im selben Gebäude ist ausser der Tauchbasis auch noch ein Restaurant untergebracht, was nach den Tauchgängen durchaus kein Nachteil ist. Die Tauchbasis selbst ist gross, gut organisert und bietet vom Schnuppertauchen bis zu Profikursen alle möglichen Ausbildungen an. Ins Wasser geht es über den tauchschuleigenen Jetty. Entweder mit einem Sprung direkt ans Hausriff oder per Zodiac zu einem weiter entfernten Riff. Auch Tagesausfahrten zu bekannten Tauchplätzen wie z.B. dem Elphinstone oder der Salem-Express sind möglich.
Flasche und Blei braucht man nicht zu schleppen, die gibt es am Ende des Jettys, kurz vor dem Sprung ans Hausriff. Wer will, kann sich die Ausrüstung auch gleich von dem immer sehr aufmerksamen ägyptischen Personal zusammenbauen lassen.
Jeder startet das Tauchabenteuer mit einem Welcome-Dive. Wer mehr als 25 Tauchgänge hat und beim Welcome-Dive die entsprechenden Fähigkeiten zeigt, darf das Hausriff danach auch ohne Guides betauchen. Von 08.00 Uhr an ist die Basis geöffnet, wer will, kann schon vor dem Frühstück schnell das Riff betauchen. Letzter Ausstiegszeitpunkt ist 17.00 Uhr, dazwischen kann jeder seine Tauchzeiten am Hausriff selber planen. Nur wer mit dem Minibus oder einem der Zodiac an einen weiter entfernten Platz will, muss sich an die vorgegebenen Zeiten halten. Die Dauer des Tauchganges am Hausriff ist nicht begrenzt, die maximale Tiefe gibt die entsprechende Brevettstufe vor.
Das Hausriff ist in einen Nord- und einen Südabschnitt unterteilt. Dazwischen befindet sich der private Sandstrand des Mövenpick-Resorts. Zu entdecken gibt es an beiden Riffabschnitten einiges. Der Bestand an Fächerkorallen ist im Nordabschnitt sehr seheswert, auch der Fischbestand ist für ein Hausriff wirklich gut. Riesenkugelfische, Rotfeuerfische, Adlerrochen, Muränen, unzählige Flötenfische, Igelfische und Schnapper sind auf jedem Tauchgang zu finden. Sogar ein kleiner Weissspitzenriffhai, ein Adlerrochen und ein grosser Barrakuda schauen zwischendurch vorbei. Im obersten Teil des Riffes lassen sich zudem diverse Höhlen erkunden, welche Öffnungen zum Riffdach haben, so dass Sonnenlicht einfällt.
Gerade für Taucher, die nicht gerne Zodiac oder Minibus fahren oder ganz einfach nicht zu fixen Zeiten vor Ort sein wollen, ist das Hausriff eine sehr gute Alternative. Auch wenn es viele Taucher auf der Basis hat, hatte man am Riff nie den Eindruck, dass es übertaucht wäre. Durch die vielen möglichen Routen und verschiedenen Einstiegspunkte - wer Lust hat kann sich nämlich auch mit dem Zodiac weiter entfernt am Riff absetzen lassen - verteilen sich die Taucher sehr gut. Die ganze Organisation klappt auf der Basis hervorragend, auch die Mitarbeiter hinterlassen einen sehr gute Eindruck. Alles in allem hat das Hausriff und die Tauchbasis der Extra-Divers den guten Ruf sicher zu Recht!
Für ägyptische Verhältnisse sind die Preise definitiv im oberen Bereich. So kostet ein Tauchgang am Hausriff ohne Guide mit der eigenen Ausrüstung stolze 39 Euro. Je mehr Tauchgänge man macht, desto billiger wird es. Ab dem 21zigsten ist man aber immer noch bei 32 Euro pro Tauchgang. Muss man noch die Ausrüstung mieten, kann ein einzelner Tauchgang am Hausriff an der 70 Euro - Marke kratzen, was dann doch recht happig ist. Ausflüge mit dem Minibus oder Zodiac kosten bei zwei Tauchgängen 57 Euro, will man ans Elphinestone oder zur Salem-Express kommen zum Grundpreis von 39 Euro noch mal 50 Euro Zuschlag. Allzu knapp sollte man das Budget für die Tauchausflüge also nicht kalkulieren.
Auch der Rest des Mövenpick-Resorts lässt eigentlich wenig Wünsche offen. Der Service ist erstklassig, das Essen ebenfalls hervorragend. Wer mal nicht am Buffet im Speisesaal essen möchte, hat die Wahl zwischen zwei weiteren à la Carte-Restaurants und einem speziellen Fischrestaurants. Auch hier ist man mit einer "Geiz ist Geil" Mentalität aber definitiv am falschen Ort. Die Preise erreichen zum Teil durchaus Schweizer Niveau. So kostet z.B. ein einheimisches Bier CHF 5.20. Je mehr Prozent der Alkohol im Glas hat, desto höher dann natürlich auch der Preis.
Das Hotel befindet sich ca. 10 Autominuten ausserhalb von El Quseir. Es gibt einen gratis Shuttelbus, welcher einem am Abend ins Stadtzentrum bringt. El Quseir ist mit mittlerweile 50'000 Einwohner eine grosse Stadt. Viele Angebote für Touristen hat es aber trotzdem nicht. Die üblichen Touristensouveniers sind aber selbstverständlich zu finden. Ansonsten bietet das Hotel alle annehmlichkeiten, welche in dieser Preiskatergorie zu erwarten sind. Von Spa über Squashplätze bis zu Aquagym und Yoga lassen sich unzählige Freizeitangebote nutzen. Auch für nichttauchende Begleiter ist das Angebot sehr umfangreich.
Nach einer Woche im Mövenpick-Resort lässt sich feststellen, dass sich eine Reise nach El Quseir auch heute noch lohnt. Wer möglichst viel Freiheit beim Tauchen will, ein Hausriff möchte, welches seinesgleichen sucht und sich von den doch eher hohen Preisen nicht abschrecken lässt, ist im Mövenpick-Resort und der angegliederten Tauchbasis der Extra-Divers sicher am richtigen Ort.